BUCH UND AUTORIN
BUCH & AUTORIN
Die siebenköpfige Jury hatte die Qual der Wahl: Nach wochenlanger Lektüre und eingehender Prüfung blieben von den sieben Shortlist-Titeln drei so überzeugend, dass sie am 22. Juni in die finale Auswahlrunde kamen. Unter dem Vorsitz von Autorin Sabine Trinkaus fiel nach zweistündiger, intensiver Debatte die Entscheidung für »Über Menschen« von Juli Zeh.
Und wir freuen uns sehr über diese Entscheidung!
Sabine Trinkaus (Vorsitzende):
Mit „Über Menschen“ von Juli Zeh hat die Jury einen spannenden Gesellschaftsroman ausgewählt, der vor dem Hintergrund des ersten Lockdowns eine packende Geschichte erzählt, in der hochaktuelle und interessante gesellschaftliche Fragen aufgeworfen werden. Zeh porträtiert eine Wirklichkeit, die weit weniger eindeutig ist, als sie auf den ersten Blick erscheint. Der Roman regt dazu an, den eigenen Blickwinkel zu hinterfragen und lädt zu Diskussionen ein.“
Sylvia Gladrow (Jurorin, Stadtbibliothek Bonn):
„Juli Zehs Roman behandelt die unmittelbare Gegenwart, die wir alle sehr bewusst erlebt haben. Genau ein Jahr liegt zwischen dem ersten Lockdown und dem Erscheinen des Buches. Es behandelt die Themen, die uns im vergangenen Jahr umgetrieben haben: die Pandemieerfahrung, den voranschreitenden Klimawandel und den beängstigenden Rechtsruck in der Gesellschaft. Juli Zeh gelingt ein Blick, nicht nur auf den ostdeutschen Menschen, sondern auf Übermenschen. Sie schreibt über Menschen und solche, die sich für Übermenschen halten.“
Pressestimmen:
»Ein Buch, das einem die Augen öffnet für unsere bundesrepublikanische Wirklichkeit.«
Denis Scheck / SWR Fernsehen lesenswert
»Ich würde das wahnsinnig gerne Allen zum Lesen empfehlen, um mal diese ganzen Mauern einzureißen, die irgendwie zwischen den verschiedenen Gruppen existieren.«
Frank Dietschreit / rbb Kultur
»Mitten ins Herz der deutschen Überforderung schießt Juli Zehs neues Werk: mit viel Witz und Mitgefühl und auch mit einer großen Portion Hoffnung auf eine versöhnlichere Gesellschaft.«
Felicitas Twickel / ZDF aspekte
Zum Buch: »Über Menschen«
Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht.
Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbaren Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein.
Zur Autorin: Juli Zeh
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts, Promotion. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Schon ihr Debütroman Adler und Engel (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Thomas-Mann-Preis (2013), dem Hildegard-von-Bingen-Preis (2015), und dem Bruno-Kreisky-Preis (2017) sowie dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (2019). 2018 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde sie zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt.