DER AUSWAHLPROZESS

Gemeinsam lesen statt einsam lesen: Um möglichst viele Menschen in die Buchauswahl mit einzubeziehen, gab es diesmal statt einer Jury-Entscheidung einen breit aufgestellten, mehrstufigen Prozess:

LONGLIST

Um vielfältige Vorschläge zu sammeln, wandten wir uns an die Vielleser*innen: Bis zum 30. April bat das Literaturhaus seine Vereinsmitglieder, private lokale Lesekreise und Bonner Bibliotheken und die örtlichen Buchhandlungen um ihre Wünsche für Autor*innen und Titel 2025.

SHORTLIST

Bis zum 31. Mai hatten die Bonner Bürger*innen die Qual der Wahl: Ihre Stimme für einen der drei Finalisten! Abstimmen konnten Sie online oder per Murmel in der Stadtbibliothek.

STADTENTSCHEID

Die Bonner*innen entschieden sich mit knapp 40% der Stimmen für unser Buch des Jahres: Der Gewinnertitel ist Mareike Fallwickls DIE WUT, DIE BLEIBT.

Warum die Bonner*innen den Roman als besonders gut geeignet ansahen, lesen Sie hier:

…weil ich glaube, dass viele Frauen Wut in sich tragen. Dieses Buch – und die Veranstaltungen dazu – wären eine Möglichkeit, dieses Wutgefühl auch Männern zu erklären.
…er so authentisch ist. Ein großartiges Buch!!
…weil ich das Buch jetzt schon oft empfohlen bekommen habe und auf jeden Fall lesen werde und mir viele weitere Leserinnen dafür wünsche!

…Themen wie weibliche Wut, Mental Load und Verteilung von Care-Arbeit nicht aktueller sein könnten und mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommen sollten.

… er hoch aktuell ist, die Dinge auf den Punkt bringt, was die Rolle der Frau anbelangt und einen außergewöhnlichen (Sprach-)Stil hat.

… wir mehr über weibliche Wut sprechen und sie anders bewerten lernen müssen.

….er offenbar die nach wie vor präsente Überforderung von Frauen in der zunehmend wieder glorifizierten Familiensituation thematisiert. Die Rahmenbedingungen für „Familienfrauen“ sind weiter problematisch. Vielleicht kann das Buch, das ich selbst noch nicht gelesen habe, sensibilisieren für die präsente, wie oft verschwiegene Überforderung von Frauen und die Grenzen aufzeigen von möglicher Fürsorge und Anteilnahme auch im persönlichen Umfeld.

…weil das Thema Suizid in der Familie immer noch sehr tabuisiert wird.
…weil der Austausch unterschiedlicher Perspektiven mit vorkommenden Themen wie Care-Arbeit, Corona, Doppelbelastung, Mental Load usw. nur bereichernd sein kann und im Idealfall mehr Verständnis füreinander schafft.
Dieses Buch wichtige Denkanstöße über die Rolle von Frauen und Männern in der Gesellschaft gibt. Es liest sich fesselnd und stellt Gedankenmuster auf den Kopf, ohne zu belehren.
Weil er alle Menschen in unserer Gesellschaft anspricht, da jeder eine Mutter hat. In Zeiten von sich verringernder Akzeptanz von Frauenrechten ist es um so wichtiger über Rollenzuschreibungen, dem Miteinander zwischen den Geschlechtern und einem sinnvollen und bereichernden Umgang miteinander zu reflektieren.
Außerdem kenne ich das Buch noch nicht und wäre neugierig, es gemeinsam zu entdecken.
… er aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aufzeigt, mit welchen patriarchalen Strukturen Frauen heute immer noch zu kämpfen haben. Wie Sie sich arrangieren und es sich schön reden.
Frau Fallwickl bietet u.a. eine spezielle Lösung an, die Gewalt. Gut lesbar, interessant, herausfordernd und der beste Anfang!
…weil er die Belastung von Frauen, die manchmal die Gestalt wechselt, aber immer die gleichen Strukturen hat, zeigt. Zudem wird der Dialog der Frauen Generationen gut gezeichnet.
…weil er die große Belastung der Frauen in der Care-Arbeit aufzeigt – nicht nur während der Corona Zeit, die gesellschaftlich nicht anerkannt ist und erst recht nicht angemessen entlohnt wird. Als BLEB25 erhielte dieses wichtige Thema eine Öffentlichkeit, das es verdient – und dazu noch literarisch sehr ansprechend umgesetzt!
Er eine möglichst breite Masse an Menschen erreichen muss, um gemeinsam gegen Geschlechter-spezifische Vorurteile und die Benachteiligung von Frauen vorzugehen. Außerdem weiß Fallwickl meisterhaft, wie eine Emotionen weckt.
…weil er im wahrsten Sinne des Wortes eine „Wucht“ ist.
Er spricht Tabuthemen an (Erschöpfung, Suizid, Rollenverständnis …). Vielleicht hilft der Roman, die Sprache wiederzufinden und den Mut aufzubringen, über Verletzungen und Traumata ins Gespräch zu kommen. Oder zu lernen, dass auch eine wortlose Umarmung, Zuhören, einfaches Dasein bereits hilfreich sein kann.
…weil er schonungslos die inneren Welten von gelebten Frauenrollen schildert, uns einen Spiegel vorhält und Brücken baut für ein differenziertes Verständnis unserer Grundgefühle. Der Roman ist eine Hommage an unsere Verletzlichkeit, Verbundenheit und wie sehr uns der Schmerz eines anderen selbst betrifft.
…weil er im wahrsten Sinne des Wortes eine „Wucht“ ist.
Er spricht Tabuthemen an (Erschöpfung, Suizid, Rollenverständnis …). Vielleicht hilft der Roman, die Sprache wiederzufinden und den Mut aufzubringen, über Verletzungen und Traumata ins Gespräch zu kommen. Oder zu lernen, dass auch eine wortlose Umarmung, Zuhören, einfaches Dasein bereits hilfreich sein kann.
Er sehr beeindruckt und nachhallt. Der Leser kann mit den Protagonisten mitfühlen. Es geht um ein Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird.
Er viel Platz für Diskussionen bietet.
…weil er viele Denkanstöße zu den Themen Gleichberechtigung, Care-Arbeit und der Überforderung von Müttern bietet. Somit kann er eine Diskussionsgrundlage für ein gesellschaftliches Umdenken sein.
…weil er viele Themen aufgreift, über die noch nicht genug geschrieben wurde: Weibliche Wut und jahrzehntelange Frauenfreundschaften.
Jede Person kann hier etwas lernen und sich neu reflektieren.
Es aktuell wichtiger denn je ist, sich im Rahmen der Genderdebatte mit Care-Arbeit und der damit verbundenen Rolle von Frauen und Männern zu beschäftigen.
Gefühlswelten/Einbrüche/Kurzschlüsse schon auf den ersten beiden Seiten in wenigen Zeilen das ganze Ausmaß an Überforderungen abgebildet sind.
Gefühle über die man/Frau/Kind/Teenager zum Sprechen aufgefordert werden müssten. Vielleicht ist dieses Buch dafür geeignet, einen entsprechenden Beitrag zu leisten.
…weil in Zeiten, in denen wir in gleichstellungspolitischen und feministischen Fragen einen Backlash erleben, ein Buch wie Fallwickls zutiefst relevant ist und von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden sollte, um anzuerkennen, dass Gleichstellungspolitik und vermeintliche „Frauenthemen“ alle angehen und dass Frauen es sind, die die Gesellschaft zusammenhalten.
…weil Fallwickl es schafft, dass man mitten im Geschehen ist. Sie thematisiert „Wut„, was grade bei Frauen ein Thema ist, was von Tabu begleitet ist. Das allein sollte in Therapie und Begegnungsstätten viel öfter thematisiert werden.
 
Und die Autorin kann wirklich schreiben. Ich leite eine Bücherei und dieses Buch hat durchweg bestes Feedback, was grundsätzlich selten in dieser Menge bei uns vorkommt.
Weil wir nach wie vor mehr Auseinandersetzung mit feministischer Literatur und den Perspektiven von FLINTA*-Personen brauchen, um zu verstehen, was wir ändern müssen für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Und insbesondere weibliche Wut muss enttabuisiert und aus der Hysterie-und-Zucken-Ecke herausgeholt und als das wichtige Werkzeug für Veränderung betrachtet werden, das sie ist.