SHORTLIST 2021

Zitate der Juror*innen
zu ihren eigenen Buchvorschlägen

Dietmar Kanthak

Oberkampf, Hilmar Klute

„Hilmar Klute verbindet in „Oberkampf“ die Geschichte eines ziemlich verkopften Intellektuellen auf der Suche nach frischem Lebenssinn mit dem Porträt eines exzentrischen Autors und der Beobachtung der Metropole Paris im Ausnahmezustand 2015. Klute findet für jede Ebene seines vielschichtigen Romans den richtigen Ton: mal verschwurbelt feuilletonistisch, mal poetisch, mal humoristisch, mal regelrecht filmreif.“

Birgit Christian

Sicherheitszone, Kathrin Seddig

„Katrin Seddig erzählt von einer drei Generationen umfassenden Familie vor dem Hintergrund des G 20-Gipfels in Hamburg im Jahr 2017. Die Polarisierung im Vorfeld des Gipfels und die gewaltsamen Ausschreitungen wirken wie ein Brennglas, unter dem die Risse in der Familie deutlich werden.“

Eva Blömer

Monschau, Steffen Kopetzky

„1962 brechen in der idyllischen Eifel zum letzten Mal in Deutschland die Pocken aus. Einige Wochen lang kämpft der junge griechische Arzt Nikos gegen die tückische Gefahr und lernt dabei die Firmenerbin Vera, gerade aus Paris eingetroffen, kennen und lieben. Als Soundtrack liegt über allem Geschehen dieses Abenteuerromans hoffnungsvoll und frisch die Jazztrompete von Miles Davis.“

Maryam Gardizi

irregut. Deine beste Zeit ist jetzt, Simon Lohmeyer

„Simon Lohmeyers autobiografischer Ratgeber „irregut- Deine beste Zeit ist jetzt“ ist, was der Mensch nach über einem Jahr Ausnahmezustand braucht:
ein gutmütiger Guide für den Geist, der den Leser an die Hand nimmt, ihn durch die Lebensgeschichte des bekannten Models und Fotografen als auch durch die Weltgeschichte, schlussendlich, zu sich selbst führt.

And no worries, not just another one of those toxic positivity awareness brochures. Lohmeyer reitet nämlich seine ganz eigene literarische Welle, fernab vom Mainstream, erfrischend ehrlich und vor allem echt.“

Barbara Ter-Nedden

Daheim, Judith Hermann

„Meine Wahl fällt auf den neuen Roman von Judith Hermann. Er bietet Stoff für ein breites Publikum vom Schüler bis zu Senioren, spricht Menschen unterschiedlicher Lebensstile an. Ich finde die Geschichte packend. Der Stil der Autorin ist eingängig, aber auch geignet für Leser mit hohen literarischen Ansprüchen. Es werden Themen behandelt, die uns alle angehen: Beziehungssysteme zwischen Paaren, Kindern und Eltern. Auch ökologische Aspekte und die Vereinzelung in unserer Gesellschaft spielen eine Rolle. Ein konzequent durcherzählter Roman, raffiniert konstruiert, durchsetzt mit Leerstellen, Brüchen und Dinge die offensichtlich nicht zusammenpassen und doch letztendlich ein ganzes Bild ergeben. Judith Hermann hat diesen Roman, so habe ich gelesen, bereits 2019 beendet. Dennoch könnte man ihn als Kommentar zu dem betrachten, was durch die Pandemie seit letztem Jahr geschehen ist.“

Philipp Seehausen

Der große Sommer, Ewald Arenz

Frieder erlebt den „Sommer seines Lebens“ – eine Zeit, in der sich alles verändert: Er verliebt sich, begleitet seinen besten Freund durch schwere Zeiten, lernt seine Großeltern neu kennen und durchlebt in dichter Folge Freude, Trauer, Verzweiflung, den Zauber des Moments und den Moment des Neuanfangs. Ewald Arenz schafft es mit schöner, alle Sinne ansprechender Sprache, Ernsthaftigkeit mit Leichtigkeit und Humor in Einklang zu bringen.

Sylvia Gladrow

Über Menschen, Juli Zeh

„Juli Zehs Roman behandelt die unmittelbare Gegenwart, die wir alle sehr bewusst erlebt haben. Genau ein Jahr liegt zwischen dem ersten Lockdown und dem Erscheinen des Buches. Es behandelt die Themen, die uns im vergangenen Jahr umgetrieben haben: die Pandemieerfahrung, den voranschreitenden Klimawandel und den beängstigenden Rechtsruck in der Gesellschaft. Juli Zeh gelingt ein Blick, nicht nur auf den ostdeutschen Menschen, sondern auf Übermenschen. Sie schreibt über Menschen und solche, die sich für Übermenschen halten.“